KL_2022-06

14 Erziehung Klecks | Juni 2022 stärken können, hängt jedoch von einer Reihe komplexer Rah- menbedingungen ab. Hat ein junges Paar es sich beispielswei- se zur Aufgabe gemacht, in den nächsten Jahren sein neu gebautes oder frisch erworbenes Eigenheim zu finanzieren, bleibt neben Erwerbsarbeit, Haushalt, Garten und Einkäufen oft nur wenig Zeit für familiäre Bedürfnisse. Entscheidende Weichen frühkindlicher Bildung werden so nicht selten in den Tageseinrichtungen gestellt. Entscheidend ist außerdem, was Eltern aus ihrer eigenen Kindheit mitbringen. Sprich: Hatten sie selbst zuhause einen sicheren Hafen? Während mancher eine feste Bindung erfah- ren hat, sich angenommen und geliebt fühlte und wichtige Werte und Normen vermittelt bekam, wurden andere sich weitestgehend selbst überlassen, erfuhren Ablehnung oder Kränkungen und konnten so nur bedingt das nötige Selbst- und Urvertrauen entwickeln, das sie später als Erwachsene durchs Leben trägt. Manche Mütter und Väter fallen anderen Erziehungsberech- tigten auch als vielbeschriebene „Helikopter-Eltern“ auf, die pausenlos über dem überbehüteten Nachwuchs kreisen. Auch sie meinen es gut, lassen ihre Kinder aber nur selten eigene Erfahrungen machen. Sie sind bei ihren eigenen Bedürfnissen, können dabei schlichtweg nicht aus ihrer Haut und haben permanent Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Die erfahrene Psychologin und Buchautorin Stefanie Stahl zeigt die komplexen Zusammenhänge der persönlichen Ent- wicklung in ihrem Bestseller „Das Kind in Dir muss Heimat Eltern können das Selbstbewusstsein ihres Kindes generell positiv beeinflussen, indem sie seinen Stärken vertrauen. Dazu gehört in erster Linie, dass ein Kind Dinge allein erledigen, oder zumindest ausprobieren darf! Das gilt beim Spielen, beim Malen oder Basteln genauso, wie dabei sich selbständig anzuziehen, den Schulweg zu meistern oder den Eltern ab einem gewis- sen Alter bei täglich anfallenden Aufgaben zur Hand zu gehen. Dabei gilt grundlegend: Auch wenn manches nicht direkt auf Anhieb klappt, sollten Kinder die Chance bekommen, es wieder zu probieren. Frei nach einem bekannten Zitat der italienischen Ärztin und Pädagogin MariaMontessori: „Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tu es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun. Hab Geduld, meine Wege zu begreifen. Sie sind vielleicht länger, vielleicht brauche ich mehr Zeit, weil ichmehrere Versuche machen will. Mute mir Fehler und Anstrengung zu, denn daraus kann ich lernen“. Kinder brauchen bestärkende Leitsätze Wer seinem Kind deutlich sagt, dass er ihm das Gelingen einer Sache zutraut, stärkt sein Selbstbewusstsein nachhaltig. Ermunterungen wie „Du schaffst das schon!“ oder „Probier es doch mal!“ spornen an und motivieren Kinder zu selbständi- gem Handeln. Bekommt ein Kind dagegen häufig Sätze zu hören wie: „Das kriegst du sowieso nicht hin!“ oder „Lass mich das lieber machen…“, festigt sich auf Dauer ein Minder- wertigkeitsgefühl. Kinder brauchen Leitsätze. Eigentlich wissen alle Eltern, was ihren Kindern gut tut. Ob sie sie in den ersten Lebensjahren Erziehung Wie kann man Kinder stärken? Selbstbewusste Kinder kommen leichter durchs Leben! Doch wie können Eltern und andere enge Bezugspersonen die nächste Generation stärken und wo finden sie Hilfe, wenn dieses Vorhaben unter den vielfältigen Anforderungen des Alltags nicht gelingt?

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NDYw