KL_20222-11

Warum muss man normal sein? Junge zwei Mamas und keinen Papa hat. Ist doch nicht schlimm, dachte und sagte ich. Hm, machte Papas ganzer Stolz und zuckte mit den Achseln. Hm, dachte ich. So kann man damit auch umgehen. Kann man nicht verstehen, warum das so ist. Muss man vielleicht auch nicht. Aber ich konnte nicht einfach die Achseln darüber zucken. Ich fragte mich, warum Menschen denken, es gebe einen Gott, der Kindern verbietet, miteinander zu spielen? Ich wünsche mir, dass mein Goldstück in einer Welt lebt, die Unterschiede akzeptiert und im besten Fall als Bereicherung betrachtet. Wenn alle gleich sind, ist das Leben doch lang- weilig. Also wäre es schön, wenn der kleine Schatz die Diversi- tät auch dann noch als dazugehörend ansieht, wenn es ein großer Schatz ist. Wir leben in einem Land und in einer Stadt, in der die weiße Hautfarbe als normal gilt. Dabei gibt es Men- schen bei uns, die nicht weiß sind und die auch ihre Geschlech- ter anders definieren als die meisten Menschen. „Jeder nach seiner Façon“, sagte schon der alte Fritz. Und das sollte heute noch gültig sein. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Wenn ich mich so in meinem Freundeskreis und der Verwandtschaft umsehe, dann sind da nicht so viele diverse Leute. Anschauungsunter- richt kann ich demGoldstück also nicht geben. Allerdings fällt mir bei genauem Hinschauen auf, dass es den gar nicht benö- tigt. ImUmfeld des Sonnenscheins gibt es viele Menschen, die nicht in der Norm entsprechen. Das macht Hoffnung für die Zukunft. Eigentlich bräuchte eher ich Anschauungsunterricht. Gut, dass ich das Goldstück habe. Davon kann ich noch viel lernen. Ted Tamarillo Es gibt fast acht Milliarden Menschen auf der Erde. Das ist so, als würde es über 47.000-mal Osnabrück geben. Also ganz schön viele. Aber nicht alle Menschen sehen so aus wie Osna- brücker. Nicht mal in Osnabrück sehen alle Menschen gleich aus. Das nennt man Diversität. Und das gibt es schon in der Kita des Goldstücks. Vor hundert Jahren gab es in Osnabrück fast nur Menschen, die aussahen, wie man sich Osnabrücker vorstellt. Also Men- schen mit weißer Hautfarbe. Das hat sich geändert. Viele Menschen sind nach Osnabrück gekommen, die anders aus- sehen. Zuerst dachten die Osnabrücker: Die sehen aber fremd aus, so ganz anders als wir. Aber heute haben sich die meisten Osnabrücker an das andere Aussehen gewöhnt. Es gehört dazu. Nur diejenigen, die in der Vergangenheit leben, finden es nicht gut, dass in Osnabrück Menschen wohnen, die anders aussehen. In der Kita des Goldstücks sind viele Kinder mit einer unter- schiedlichen Hautfarbe. Das stört aber kein Kind. Es ist auch kein Thema. Wenn man zusammen spielt und Spaß hat, ist die Hautfarbe unwichtig – zumindest für die Kinder. Bei manchen Eltern ist das manchmal anders. Die spielen nicht mit, und die wollen nicht, dass ihre Kinder mit Kindern spielen, deren Eltern nicht Mann und Frau, sondern Frau und Frau oder Mann undMann oder divers oder non-binär sind. Klingt kom- pliziert? Ist es aber nicht – für Kinder nicht und für Erwachsene ebenso. Es gibt erwachsene Menschen, die Angst haben vor anderen Menschen, die nicht so sind wie sie. So wie Kinder Angst vor Gespenstern oder Stückchen in der Tomatensauce haben. Neulich kam das Goldstück aus der Kita nach Hause und erzählte, dass zwei Jungs aus ihrer Gruppe die besten Freunde, aber beide nun ganz traurig sind. Der eine darf nicht auf den Geburtstag des anderen gehen. Als ich erstaunt fragte, warum nicht, antwortete das Goldstück: Weil der Gott von denen das nicht will. Komischer Gott, dachte und sagte ich. Als ich noch- mal fragte, sagte das Schnuckelschnäuzchen, dass der eine Klecks | November 2022 Kolumne 31 lokal. persönlich. nachhaltig. www.buecher-wenner.de /nachhaltig etage3@buecher-wenner.de – Auswahl – – Beratung – – Service – www.buecher-wenner.de/nachhaltig Große Str. 69 Tel. 0541 33 103 33 Mo. - Sa. 9.30 - 19 Uhr - www.buecher-wenner.de Gesmolder Straße 180 49326 Melle-Gesmold Telefon (0 54 22) 7 04 7216 E-Mail: junikroenchen@osnanet.de www.junikrönchen.de Montag –Freitag 9 –12 Uhr Montag, Mittwoch und Freitag 15 –18 Uhr

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