Familienmagazin für Osnabrück und Umgebung

Steckenpferdreiten

Donnerstag, 13.10.2022 | 17.00 bis 19.00 Uhr

Friedensfest für Kinder, rund um den Marktplatz

Es ist eine echte Osnabrücker Tradition: Seit 1953 erinnert die Stadt Osnabrück mit dem Steckenpferdreiten an die Verkündung des Westfälischen Friedens am 25. Oktober 1648 von der Treppe des Rathauses. Zur Erinnerung an dieses historische Ereignis, mit dem der 30-jährige Krieg endete, feiert die Stadt alljährlich den Friedenstag, an dem die Viertklässlerinnen und Viertklässler der Grund- und Förderschulen auf selbstgebastelten Steckenpferden und geschmückt mit farbigen Hüten durch die Innenstadt zum Markt ziehen.
In diesem Jahr wird das Steckenpferdreiten am Donnerstag, 13. Oktober, veranstaltet. Wie immer kommen die Kinder auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zusammen und singen dort zusammen mit Entertainer Stephan Rodefeld das von ihm komponierte Steckenpferdlied. Für Oberbürgermeisterin Katharina Pötter ist dieses Steckenpferdreiten eine Premiere. Denn zum ersten Mal ist sie es, die die süßen Brezeln an die Kinder verteilt. Ob das Steckenpferdreiten 2022 in seiner üblichen Form stattfinden wird, ist wegen der immer noch anhaltenden Corona-Pandemie unklar. Sollte die dann geltende Verordnung der Bundesregierung es zulassen, wird es von 17 bis 19 Uhr durchgeführt. Andernfalls wird es in einer kleineren Form am Nachmittag veranstaltet. Das Projektbüro im städtischen Fachbereich Kultur, das für die Organisation des Steckenpferdreitens verantwortlich ist, hält die Öffentlichkeit darüber auf dem Laufenden.
Das Steckenpferdreiten ist ein Friedensfest für Kinder, das ihnen den Gedanken der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens auf spielerische Weise vermitteln soll. Die Tradition des Steckenpferdreitens geht auf das Jahr 1650 zurück. In dem Jahr des Friedensexekutionshauptrezesses sollten in Nürnberg die praktischen Folgen aus dem zwei Jahre zuvor geschlossenen Westfälischen Friedensvertrag geregelt werden. Damals ritten Nürnberger Jungen mit Steckenpferden zu Fürst Piccolomini, dem Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III., um ein „Friedensgedächtnis“, ein Andenken an den Frieden, zu erbitten. Piccolomini ließ nach Abschluss des Exekutionsrezesses eine große Anzahl von silbernen, viereckigen Gedächtnispfennigen prägen, die auf der einen Seite einen Jungen als Steckenpferdreiter zeigen. Auch die Jugend erhielt die Münze, „um die Friedensfreude in die nächste Generation weiterzuvermitteln“. Die emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage bearbeiteten 1875 in ihrem Buch „Geschichten für die Jugend" das Nürnberger Ereignis. In ihrer Sage ist der Schauplatz der Handlung die Friedensstadt Osnabrück. Die ausgeteilten Brezeln sollen die Erinnerung an den Frieden von 1648 symbolisieren. Die Geschichte der Schwestern von Dincklage war letztlich die Quelle für das Osnabrücker Steckenpferdreiten, das 1948 der damalige Stadtarchivar Ludwig Bäte (1892-1977) anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens im Rahmen der Friedensgedächtniswoche der Stadt Osnabrück ins Leben rief. Damals ritten rund 100 Jungen zu Ehren des Friedens durch die vom Krieg zerstörte Altstadt und umrundeten den Marktplatz zweimal.
Seit fast 60 Jahren wird das Osnabrücker Steckenpferdreiten jährlich und in erweiterter Form veranstaltet. Seitdem hat es sich zu einem überregional bekannten Kinderfest etabliert. Viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker haben bisher an dem Steckenpferdreiten teilgenommen und berichten teils noch Jahre später von ihren Erlebnissen.
Veranstalter des Steckenpferdreitens ist das Projektbüro im städtischen Fachbereich Kultur. Ansprechpartnerin ist Anke Bramlage, Leiterin des Projektbüros, Telefon 0541 323-4211 oder E-Mail bramlage@osnabrueck.de.

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